Im Gespräch mit... Laura Seufert

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Laura Seufert vom Silvaner-Weingut Seufert in Iphofen ist Naturwein-Winzerin mit ebenso großem Sachverstand wie Leidenschaft. Ihre Begeisterung für den Weinbau ist ansteckend - trotz und wegen all der Herausforderungen. Stephanie Hanel sprach mit ihr für die Naturweinwelt.

Jeder Deiner Weine hat seine eigene Geschichte: Die „Anarchie“ ist Dein ‚ältester‘ Naturwein. Wie war sein Start und wie siehst Du diesen Orange-Wein aus Silvaner-Trauben heute?

Die Geschichte der Anarchie begann bereits im Jahr 2007 - einer Zeit, in der Naturwein in Deutschland noch wenig Beachtung geschenkt wurde. Mein Vater besuchte das Burgenland in Österreich und verkostete dort einen maischevergorenen Wein. Er war so beeindruckt, dass er das unbedingt auch selbst ausprobieren wollte. Er suchte dafür eine kleine Parzelle mit alten Silvaner-Reben aus und nannte den Wein Anarchie. Trotz kritischer Stimmen aus dem Winzer-Umfeld hat mein Vater daran festgehalten. Heute ist die Anarchie für uns stärkster Ausdruck dafür, was Naturwein sein kann.

Ihr nennt Euch Silvaner-Weingut Seufert – wie kam es dazu?

Der Name entstand durch unsere Leidenschaft für Silvaner, die heimische Rebsorte in Franken. Über 85% unserer Weinreben sind Silvaner-Reben, diese Botschaft wollten wir mit der Weingutsbezeichnung an alle weitergeben.

Laura Seufert

Wie würdest Du persönlich den Silvaner charakterisieren?

Silvaner ist eine superspannende Rebsorte, sehr facettenreich. Sie ist in ihrer Frucht zurückhaltend, sodass man die Herkunft, das Terroir und die Böden sehr schön rausstellen kann.

Die “Trilogie” ist eine Cuvée aus Bacchus, Kerner und Müller-Thurgau Trauben – kannst Du bitte kurz beschreiben, welche Charakteristika die einzelnen Rebsorten in diese Cuvée einbringen?

Die Zusammensetzung der Trilogie wird mir von der Natur vorgegeben. Die Trauben werden gemeinsam geerntet, vergoren und anschließend gepresst. Der Müller-Thurgau ist das Grundgerüst des Weines, der Bacchus gibt der Trilogie die schmeichelnde Frucht und der Kerner ist für die Säure verantwortlich.

Bitte erzähle uns doch kurz, wie Dein Weinwerdegang aussieht.

Ich habe 2007 - 2010 meine Ausbildung zur Weinküferin in der bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau gemacht. Anschließend war ich in der italienischen Schweiz, um dort einen tieferen Einblick in die Rotweinbereitung zu bekommen. Als nächstes habe ich bei Peter Jakob Kühn gearbeitet. Für mich einer der wichtigsten deutschen Pioniere für den biodynamischen Weinbau. 2012 - 2014 habe ich meine Ausbildung zur Weintechnologin gemacht und anschließend bin ich nach Geisenheim, um dort Weinbau und Önologie zu studieren. Währenddessen habe ich verschiedene Praktika gemacht, unter anderem in Gols, im Weingut Andreas Gsellmann, wo ich super viel über das Handwerk und den Umgang mit Naturweinen gelernt habe. Seit 2018 arbeite ich im elterlichen Betrieb.

Noch einmal zu Deinen Weinen: Vor kurzem hast Du Deinen ersten Rosé-Wein herausgebracht. Was ist die Geschichte dieses Weins?

Ein Rosé, der aus alten Spätburgunder-Reben entstanden ist. Die Trauben wachsen in Durbach, in von Hand bearbeiteten Terrassenweinlagen. Es ist meine zweite Heimat, mein Freund Matthias hat dort seine Weinberge und sein Weingut. Wir haben die Trauben gemeinsam geerntet und gepresst, anschließend wurden sie in Iphofen in kleinen Barriquefässern gelagert und ausgebaut. Deshalb steht auf dem Etikett “When two origins merge into one” - die absolute Verschmelzung zweier Herkünfte.

Das Etikett für den Rosé hat der junge Künstler Krystian Kielbasa gestaltet. Wie kam es dazu?

Krystian Kielbasa war während der Weinlese 2020 Praktikant bei Andi Weigand, ein sehr guter Freund und Kollege von Matthias und mir. Krystian hat einige Male auch bei uns ausgeholfen und hat uns und unser Weingut sehr gut kennengelernt. Ich bin beeindruckt von seinen Kunstwerken und habe ihn gefragt, ob er Lust hat, ein Etikett für uns zu gestalten.

Auch der Pet Nat in Deinem Portfolio ist eine Kooperation, in diesem Fall mit Franziska Schömig. Für uns ist er schon ein Sommer-Klassiker in unserem Angebot – wie würdest Du ihn aber selbst beschreiben, für Menschen, die noch nicht wissen, was ein Pet Nat eigentlich ist, und welcher Geschmack sie dabei erwartet?

Ein Pétillant Naturel ist die natürlichste und die älteste Art und Weise Schaumwein herzustellen. Im Grunde handelt es sich um Wein, der den letzten Teil seiner natürlichen Gärung in der Flasche verbracht hat. Das CO2 kann durch die fest verschlossene Flasche nicht entweichen und gibt dem Wein seinen Sprudel. Der Pet Nat ist schwierig zu beschreiben - am besten erst einmal aufmachen und trinken. Wenn auch der Start etwas holprig sein kann, steigert sich die Trinkfreude mit jedem Schluck. Am Ende ist die Flasche oft schneller leer, als einem lieb ist.

Nach dem Frost im letzten Jahr, ist dieses Jahr der falsche Mehltau die große Herausforderung – das feucht-warme Wetter verbunden mit ständig wiederkehrenden Niederschlägen hat die Arbeit im Weinberg erschwert und den Befall befördert. Gewöhnt man sich im Lauf der Jahre an diesen ‚Kampf um die Trauben‘?

Bei der Arbeit mit der Natur haben wir mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. In der Tat sind Naturereignisse wie Trockenheit, Frost oder anhaltende Feuchtigkeit schmerzliche Erlebnisse. Dennoch sammeln wir auch in solchen Jahren eine Menge an neuen Erfahrungen. Am Ende zählt, dass wir unser Handwerk und unsere getane Arbeit in Form einer Weinflasche in unseren Händen halten und sie der Welt vorstellen dürfen. Das ist eine Besonderheit, die uns immer wieder motiviert weiterzumachen.

Was sind natürliche Gegebenheiten in Franken, die dem Weinbau vielleicht auch besonders förderlich sind?

Das fränkisch-raue Klima ist gut für moderate Alkoholgehalte. Unsere Reben wurzeln auf Gipskeuperböden. Aufgrund der guten Löslichkeit von Sulfat- und Salzgesteinen in unseren Böden, sind die Weine langlebig, haben Mineralität und Spannung.

Gibt es einen Lieblingsort bei Euch in Iphofen, den Du empfehlen kannst?

In Iphofen gibt es die Iphöfer Grotte. Dort kann man die Bodenformation unserer Weinberge sehen und hat dabei einen wunderschönen Blick über Iphofen.

Wenn Du im Ausland bist und an zuhause denkst – stehen dann die Weinberge vor Deinem inneren Auge? Oder etwas ganz anderes?

Vor meinem inneren Auge stehen zuerst meine Familie und mein Freund und meine Freunde. Aber dann kommen schon direkt die Weinberge :)

Hast Du Weinberge, die Du lieber magst als andere? Und wenn ja: was ist anders an ihnen?

Für mich sind all unsere Weinberge gleich wichtig, sie bedeuten alle gleich viel und werden alle biologisch bewirtschaftet. Welche Trauben für welchen Wein sind, bestimmt die Natur. Je nach Wachstum, Ausrichtung und Kleinklima werden sie den entsprechenden Weinen zugeordnet. Die Einschätzungen meines Vaters sind sehr wichtig, er hat in den letzten 50 Jahren Weinbau einen reichen Erfahrungsschatz aufgebaut.

Du hast einen Winzerinnen-Wunsch frei – was würdest Du wählen?

Dass ich mit meinen Weinen den Menschen eine Freude bereite, und sie schöne Erinnerungen damit verbinden.