Weingut Gustavshof
- Ort
- Gau-Heppenheim, Rheinhessen, Deutschland
- Rebsorten
- Riesling, Spätburgunder, CabernetCortis
- Böden
- Kalk
- Motto
- Naturprodukte weiter gedacht!
Der „Gustavshof“ ist ein in vierter Generation mit Herzblut betriebenes Familienweingut in Gau-Heppenheim, Rheinhessen. Das Gut wurde 1924 von Gustav Becker erbaut und gegründet und diente überwiegend der Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Seit 1976 wird der Gustavshof ausschließlich für die Weinherstellung genutzt. Die Entscheidung für den Wein fiel mit der Elterngeneration der heutigen Winzer-Familie Roll. Sie pflanzten die ersten Rotweinreben in der Gemeinde – wider der Skepsis aller Außenstehender – und waren erfolgreich damit.
Friederike und Andreas Roll, der Urenkel vom namensgebenden Gustav, gingen dann noch einen entscheidenden Schritt weiter und ebneten den Weg in die Zukunft: Sie arbeiten seit 2004 nach den Richtlinien des ökologischen Weinbaus, wurden 2007 Mitglied bei EcoVin, und bewirtschaften die Böden seit 2012 biodynamisch nach den Richtlinien von Demeter. Bei unserem Besuch vor Ort können wir uns gleich überzeugen, dass das Ehepaar Roll nicht nur beim Wein ganzheitlich denkt, sondern auch ihr Weingut nach den entsprechenden Prinzipien organisiert ist, und mit Ressourcen verantwortungsvoll umgegangen wird. Bemerkenswert sind auch die vielen Solarzellen auf fast allen Dächern. Neben den beiden Kindern sorgt der italienische Wasserhund Selma für Freude und Bewegung in Haus und Hof.
Andreas und Friederike bezeichnen Grauburgunder und Riesling als ihre Steckenpferde, engagieren sich leidenschaftlich für ihre Rotweine, und richten ein besonderes Augenmerk auf regionale Sorten.
Die Weinstöcke wachsen bei ihnen in Rheinhessen auf ausgesprochen kalkreichen Böden, die Weinbergslagen haben aber trotzdem unterschiedliche Charaktere, so dass sich für jede Rebsorte ein optimaler Standort findet. Neben Riesling, Grau- und Spätburgunder kultiviert Familie Roll auch seltener gewordene Sorten wie den Würzer, den Morio-Muskat oder die Huxelrebe. Zudem werden verstärkt sogenannte pilzwiderstandsfähigen Sorten angepflanzt, wie beispielsweise Cabernet Cortis.
Seit 2022 ist die meist angebaute Rebsorte des Gustavshof der Johanniter. Andreas beschreibt die Johanniter-Trauben als geschmacklich zwischen Grau- und Weißburgunder liegend, aber die Rebe als viel resistenter als die genannten Sorten. Es gäbe so gut wie keine Ausfälle bei der Ernte. Sorge bereitet Andreas mehr die sich zunehmend verbreitende Rebstock-Krankheit Esca, eine Pilzerkrankung, die bisher in südlichen Weinregionen häufiger vorkam, da die Wärme das Wachstum begünstigte. Grundsätzlich kann man sagen, dass Esca durch vieles Schneiden und damit Wunden und Verletzungen von älterem Rebholz begünstigt wird. Hier kann der sogenannte sanfte Rebschnitt vorbeugen. Andreas Roll macht schon seit vielen Jahren Versuche mit Minimalschnitt und hat bisher gute Erfahrungen damit gemacht. Ohne das jetzt schon statistisch untermauern zu können, hat er den Eindruck, dass die Pflanzen gesünder und die Trauben besser sind. Es gibt aber auch Argumente gegen den Minimalschnitt. Des Winzers Traum wäre, die Weinreben vom Samen aus aufzuziehen und sich so frei wie möglich entwickeln zu lassen – vielleicht wird in Zukunft einmal der nötige Spielraum dafür frei.
Die Hinwendung der Familie Roll zum Naturwein ist eine konsequente Fortführung des bis dahin eingeschlagenen Weges. Das Naturwein-Portfolio umfasst mehrere Weiß- und Rotweine und eine pro Jahrgang limitierte Riesling -Edition mit 480 Flaschen, die ebenfalls bei uns erhältlich ist. Die Trauben für den „RSNLG CLY“ werden in einem Keramik-Fass spontan vergoren.
Die Weine der Familie Roll sind geradlinig und trinkig. Sie werden klassisch ausgebaut und entfalten eine natürliche Eleganz: Beste Essensbegleitung und voller Naturgenuss garantiert. Darüber hinaus verdanken wir dem Gustavshof die ersten alkoholfreien Produkte in unserem Portfolio. Es sind keine technisch entalkoholisierten Getränke, sondern natürliche Kreationen aus Traubensaft, Essig und Pflanzen-Extrakt aus eigenem Anbau. Zum Beispiel der beliebte Holunder-Secco, den wir schon bei verschiedenen Anlässen ausschenken durften.
Bei einem Spaziergang durch die Weinberge hat es uns besonders gefreut zu hören, dass der ökologische Anbau, mit dem der Gustavshof in der näheren Region vorausging, inzwischen Kreise zieht und sich nun gleich mehrere Weingüter in der Umstellung befinden und auf diesem Weg folgen werden. Größere zusammenhängende unbelastete Anbaugebiete garantieren den einzelnen Winzer*innen eine reinere Qualität und den Verbraucherinnen ein unverfälschtes biologisches Produkt. Und vielleicht weckt das ja wiederum auch das Interesse anderer Gemeinden und Winzer*innen, die zu recht eine Marktchance darin sehen?